Filmprojekt über das Leben von Sophie Scholl an der Taunusschule gestartet

Jedem Mädchen und jedem Jungen wurde am vergangenen Montag eine Rolle zugewiesen. So spielte beispielsweise der elfjährige Constantin Ilias aus Würges Hans Scholl, den Bruder der Widerstandskämpferin. Und der ein Jahr jüngere Lon Belszki aus Oberbrechen stand als nationalsozialistischer Soldat vor der Kamera. Zu Beginn der Woche haben die Kinder und Jugendlichen darüber hinaus ein Drehbuch entworfen. Außerdem wurden die Kostüme, Requisiten sowie Szenenbilder, die die Taunusschule zur Verfügung stellte, ausgewählt. „Wir sind am Montag bei null gestartet, da die Mädels und Jungs auch bei den Vorbereitungen miteinbezogen werden sollten“, sagt Carmen Millbrodt.

Des Weiteren habe man sich am ersten Workshop-Tag mit der Bedeutung des Lebens der Widerstandskämpferin befasst. Dabei sei auch der Bezug zur Gegenwart angesprochen worden. „Es war klar ersichtlich, dass das Thema für die Kinder sehr weit weg ist“, berichtet die Schulsozialarbeiterin. Deshalb sei es so wichtig, die Geschichte von Sophie Scholl aufzugreifen und dabei den Heranwachsenden zu erläutern, dass während des Zweiten Weltkriegs Vielfältigkeit nicht akzeptiert wurde. Dies sei heute glücklicherweise anders.

Am Dienstag und Mittwoch wurde dann gedreht. Während der einzelnen Szenen bewiesen die jungen Darsteller ein beachtliches Schauspieltalent. Jeder Handgriff sollte perfekt sitzen. Deshalb wurden besonders knifflige Szenen auch bis zu zehnmal wiederholt. Doch die Kinder und Jugendlichen mussten nicht nur vor der Kamera konzentriert zu Werke gehen. Die Heranwachsenden führen nämlich auch selbst Regie, sie steuerten die Kamera und sie achteten genauestens darauf, dass die Tonqualität passte.

Heute und morgen wird der rund zehnminütige Film gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen geschnitten. „Darüber hinaus nehmen wir Kommentare auf, die dann während den Szenen in der Reportage zu hören sein werden“, sagt Kevin Heller. Ob der Film öffentlich ausgestrahlt wird, stehe noch nicht fest. Dafür müsse zunächst die Zustimmung der Eltern eingeholt werden.

Heller und Millbrodt sind mit dem bisherigen Ablauf des Workshops sehr zufrieden. Alle Heranwachsenden seien motiviert bei der Sache. „Mir ist es einfach wichtig, dass auch die jüngste Generation die schrecklichen Taten der Nationalsozialisten nicht vergisst“, sagt Millbrodt mit Blick auf das Filmprojekt. Deshalb sei es sehr erfreulich, dass der Workshop, welcher eigentlich im Frühjahr stattfinden sollte,  aber wegen Corona ausfiel, nun nachgeholt werde.

Auch der zehnjährige Lon Belszki ist rundum zufrieden. „Besonders die Arbeit vor der Kamera macht mir viel Spaß“, sagt der Schüler, der bereits an mehreren Filmprojekten beteiligt war. Für die Zukunft hat der Heranwachsende große Ziele. Lon Belszki möchte nämlich „YouTuber“ werden, wie er selbst sagt. Constantin Ilias betont, dass die Schauspielerei so herausfordernd sei, da man die Charaktereigenschaften von jemand ganz anderem möglichst perfekt darstellen müsse. Dafür sei viel Konzentration nötig. „Es ist gut, dass wir uns jetzt mit der Geschichte von Sophie Scholl beschäftigen, da die Menschen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen sollen“, sagt der Elfjährige mit Blick auf die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.

Lena Sloup aus Würges, die eigentlich Sophie Scholl spielen sollte, aber am ersten Drehtag nicht mitwirken konnte und daraufhin eine andere Rolle bekam, erklärt, dass man besonders für die Tätigkeiten hinter der Kamera jede Menge Geduld brauche. Die drei Workshop-Teilnehmer berichten übereinstimmend, dass es sich freilich lohne, die kostbare Ferienzeit für das Filmprojekt zu opfern.