Kinderplan für die Gemeinde Brechen

Ida, Elif und Yara klettern gern. Deshalb können die Mädchen die Spielplätze in Niederbrechen beim Bahnhof und in Oberbrechen beim Fußballplatz sehr empfehlen. Da gibt es Geräte, die ganz hoch sind", sagt Yara. Oskar hat sogar einen Geheimtipp: „Bei uns hinterm Haus, am Feld, gibt es so eine Schlittenabfahrt. Die ist toll." Jetzt wartet der Achtjährige noch auf den Schnee, dann kann es losgehen. Die Kinder haben sich Gedanken gemacht,  wo etwas schön ist, welche Treffpunkte zum Spielen es gibt, wo ein guter Kletterbaum steht, ein Skatertreff oder eben der Rodelhang. Von ihrem Wissen werden andere profitieren. Denn mit Unterstützung des Förderprogramms Videto (Vielfalt, Demokratie, Toleranz) wurde der erste Brechener Kinderplan erstellt. Eine Karte, die ganz viele Anregungen der kleinen Experten aufnimmt. Insgesamt haben mehr als 50 Kinder daran mitgewirkt. Ein gutes halbes Jahr hatte es gedauert, bis der Faltplan, den nun jedes Kind in Händen hält, fertig war. ,,Drei Grundschulklassen haben sich beteiligt, die 3a und 3b aus Niederbrechen, die Klasse 4 aus Oberbrechen", erklärt Projekt-Koordinatorin Mareike Schaffer. Die Diplom- Pädagogin arbeitet beim Deutschen Kinderschutzbund in Bad Camberg und wohnt in Niederbrechen. Deshalb ist das Projekt für mich eine Herzensangelegenheit. Kinder haben eben auch eine eigene Stimme, die es zu hören gilt. Und in diesem Projekt haben uns die Kinder die Gemeinde aus ihren Augen vorgestellt."

Zunächst wurden die Mädchen und Jungen von Martin Tielmann (KOBRA-Beratungszentrum Landau) und Mareike Schaffer in der Schule über das Projekt informiert und bekamen erklärt, warum Mitsprache auch schon in frühen Jahren möglich und wichtig ist. „Anschließend haben wir gemeinsam in einem etwa zweistündigen Streifzug die Gemeinde erkundet und uns von den Kindern für sie wichtige Plätze wie zum Beispiel Treffpunkte zum Spielen, Drachen steigen lassen oder Klettern, aber auch gefährliche Straßenkreuzungen zeigen lassen." Tipps gibt es für alle drei Ortsteile. Auch Werschau ist natürlich erfasst.

Das Ganze ist in die Karte eingeflossen, deren Vorderseite die Hinweise der Brechener Kinder enthält. Auf der Rückseite ist noch mehr zu sehen, zeigen Patricia Schubert und Martin Kaiser (Videto): Eine Auswahl an Bildern, die dazu entstanden sind. So hat Romy (9) die Berger Kirche festgehalten, Henry (10) dazugeschrieben, was ihm wichtig ist: Höflichkeit, Gerechtigkeit, Freiden, Lachen, Freundschaft zum Beispiel. Gelacht haben sie viel, denn jeder hat vom anderen gelernt. Und jetzt freuen sie sich darauf, wenn ihre Anregungen guten Anklang finden. Alle ihre Bilder, mehr als 50, sind ab sofort in einer Ausstellung in der Niederbrechener Kulturhalle zu sehen.

Madlen Wagner (Jugend- und Sozialarbeiterin der Gemeinde Brechen) wird den Plan mit ihren eigenen Kindern nutzen. Und: „Ich freue mich schon auf die nächsten, denn auch in Hünfelden, Selters und Bad Camberg gibt es schöne Spielplätze und sicher auch gute Tipps“, sagt sie als Fachfrau und Mutter. Das ist nämlich das nächste Ziel: „Wir wollen solche Pläne sukzessive für alle vier Kommunen erstellen“, ergänzt die Hünfeldener Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer (parteilos), die auch Vorsitzende des Videto-Begleitausschusses ist. Ganz bewusst habe man mit der kleinsten Gemeinde Brechen begonnen. Das Projekt sei so gut gelaufen, dass man natürlich sehr gespannt auf die Fortsetzungen sei.

Der Brechener Bürgermeister Frank Groos (parteilos) war der erste, dem die Kinder einen solchen Plan überreichten. Auch er hat sich schon vorgenommen, den Anregungen anhand der Karte auf die Spur zu gehen. Der Kinderplan wird an alle Schulen und Kindergärten verteilt, Restbestände werden im Rathaus ausliegen. Etwas Besonderes gibt es noch: Alles ist ab sofort auch online erreichbar. Unter https://kinderstadtplaene.de/unsere-kinderplaene/brechen/ können die Karte und einige ausgewählte Bilder angeschaut werden.

DER BRECHENER KINDERPLAN

 Träger des Projektes ist der Deutsche Kinderschutzbund, Videto hat es finanziert, das Kobra-Beratungsinstitut hat den Plan fachlich begleitet und erstellt. Es gab von Anfang an großen Zuspruch und somit auch Unterstützung beim Begleitausschuss des Bundesprogramms, berichtet Koordinatorin Mareike Schaffer. Seit 2015 unterstützt Videto im Fördergebiet „Goldener Grund", Initiativen, die sich für Vielfalt, Demokratie und Toleranz einsetzen sowie sich gegen Menschenfeindlichkeit und Extremismus im ländlichen Raum richten. (pp)