Das Kulturfestival auf dem Mensfelder Kopf begeistert die Menschen

So nach und nach verwandelt sich der Sportplatz auf dem Mensfelder Kopf in ein tolles Open-Air-Gelände. Mehrere Tonnen an Technik werden auf den „Kopp“, wie die Einheimischen ihn nennen, gebracht, eine 14 Meter lange Bühne aufgebaut. Es sieht alles sehr professionell aus. Tatsächlich hat man sich Großes vorgenommen: Gemeinden und Städte im Goldenen Grund haben sich mit lokalen Vereinen zusammengetan, um drei Tage lang mit einem vielseitigen Musik- und Kulturprogramm die Vielfalt und den Zusammenhalt im Goldenen Grund zu zelebrieren.

„Pop Meets World“ heißt es am Freitag. Hünfeldens Bürgermeisterin und Vorsitzende des Begleitausschusses „VIDETO“ (Vielfalt, Demokratie und Toleranz, ein Bündnis der Gemeinden Brechen, Selters, Hünfelden und der Stadt Bad Camberg) Silvia Scheu-Menzer (parteilos) betritt die Bühne. „Mit diesem Fest wollen wir ein deutliches Zeichen setzen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Hass und Missgunst gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen, anderer Hautfarbe, anderer Religionen und Menschen mit Handicap“, sagt Scheu-Menzer und bekommt dafür stürmischen Applaus.

Vielfalt und Toleranz

„Alle Beteiligten des Kulturfestivals Goldener Grund wollen zeigen, dass wir jede Form der Demokratiefeindlichkeit und persönliche Erniedrigungen nicht akzeptieren“, sagt die Bürgermeisterin und fordert: „Demokratie muss wehrhaft sein!“ 2015 hatten sich die genannten Gemeinden zusammengetan und „VIDETO“ ins Leben gerufen. Der TuS Mensfelden, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert, konnte für das Kulturfestival als Kooperationspartner gewonnen werden.

200 freiwillige Helfer

Seit etwa einem Jahr hat ein Team von 20 Menschen das Festival geplant, etwa 200 freiwillige  Helfer sorgen nun dafür, dass alles funktioniert. „Am ersten Abend wollten wir gezielt Musik aus verschiedenen Kulturen präsentieren“, sagt Scheu-Menzer. Da bot es sich doch geradezu an, zwei hervorragende Sängerinnen, die in der eigenen Gemeinde leben, anzusprechen. Kaye Ree, mit bürgerlichem Namen Kathrin Eftekhari, Tochter einer deutschen Mutter und eines persischen Vaters, ist in Kirberg aufgewachsen und lebt in Ohren. 2009 erschien ihr erstes Album „Endless Melody“, das in mehreren Fachzeitschriften besprochen wurde. Auf dem „Kopp“ tritt sie auf mit Martin Loos (Gitarre), Uwe Felski (Bass), Kio Nawab (Tablas) und ihrem Bruder Amir Eftekhari am Schlagzeug und stellt vor allem Songs ihrer CD „New Air“ vor, aber auch neue Stücke vom Album „Growth“, das im Januar 2020 erscheinen soll.

Kaye Ree beeindruckt mit gefühlvoller, aber doch tanzbarer Musik und einer sanften , aber sehr ausdrucksstarken Stimme. Sie trägt einen bunten, langen Rock und ein für sie typisches modisches Kopftuch, bewegt sich sehr anmutig zu ihrem Gesang. Von Anfang an tanzen Menschen zu ihrer Musik, Kinder mit Ohren-Schützern laufen vor der Bühne herum, klatschen zum Takt oder tanzen auch mit. „Ich wünsche euch, das ihr auch das im Leben machen könnt, was euch Freude macht, so wie uns diese Musik“, sagt die Frau mit der charismatischen Ausstrahlung.

Auch die zweite Sängerin des Abends, Yvonne Mwale, geboren in Sambia, lebt in der Gemeinde Hünfelden, in Dauborn. Sie tritt mit der Besetzung Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug auf. Ihre Musik ist meist fetzig mit afrikanischen Einflüssen, auch mal jazzig oder auch experimentell. Sie singt in ihrer Landessprache, tanzt, springt über die Bühne, immer in Bewegung. Manchmal wirken ihre Bewegungen auch spirituell. Immer wieder lässt sie auch eine Art Triller-Ruf erklingen, den immer mehr Menschen vor der Bühne nachahmen. Eine Art Scat-Gesang sorgt für besondere Effekte in ihrer Musik. Nicht aus Hünfelden, sondern aus Österreich kommt die siebenköpfige Band „Shake Stew“, die schon beim „Montreal Jazz Festival“ in Kanada oder beim „North Sea Jazz Festival“ in Den Haag begeisterte. Mit Trompete, zwei Saxofonen, Querflöte, zwei Schlagzeugern und zwei Bassisten spielen sie in einer ungewöhnlichen Besetzung, beide Bassisten wechseln jeweils zwischen E-Bass und Kontrabass. Besonders Stücke mit zwei Kontrabässen sind sehr eindrucksvoll und vielseitig. Bei aufgehendem Vollmond sorgen sie für einen wunderbaren Abschluss des ersten Abends dieses außergewöhnlichen Festivals.    

Am zweiten Abend rockt der Kopf

Mit dem zweiten Abend des Kulturfestivals auf dem Mensfelder Kopf wurde am Samstag das beliebte „Rock auf dem Kopf“ wieder zum Leben erweckt. Auch das regnerische Wetter hat Fans härterer Rockmusik nicht abgehalten. Die meisten von ihnen dürften wegen „The Queen Kings“ gekommen sein. Dicht drängten sich die Fans vor der Bühne und konnten so ziemlich jeden Song mitsingen. „The Queen Kings“ stehen schon seit vielen Jahren gemeinsam auf der Bühne, um die Musik ihrer Idole am Leben zu erhalten. Und zeitlos ist die Musik von „Queen“ ohne Zweifel. Von fetzigen Gitarren-Soli, die sehr nah am Sound von Brian May waren, über treibende Beats à la „Another one bites the dust“ mit tollem Bass-Solo, schönem mehrstimmigem Gesang bei „Fat Bottomed Girls“ oder der Ballade „Spread your wings“, die Queen-Fans waren voll dabei, haben getanzt oder die Hände im Takt hin und her bewegt. Selbst an „Bohemian Rhapsody“ haben sie die „Queen Kings“ herangetraut und das sehr ordentlich gemeistert. Einziges Manko: An die Stimme von Freddy Mercury kommt kaum einer ran, auch Leadsänger Sascha Krebs nicht. Hünfeldens Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer (parteilos) hatte wie auch am ersten Abend die Menschen begrüßt und auf die Zielsetzung, ein deutliches Zeichen zu setzen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Hass und Missgunst hingewiesen. Das Konzert eröffnet hatten „Astrotrip“, die sich der Musik der deutschen Band „Lüde und die Astros“ verschrieben haben. Mit „Still Counting“ aus Dänemark wurde der Sound deutlich härter. Sie spielen Lieder der dänischen Hardrock-Band „Vollbeat“. Ein Heimspiel zum Abschluss des Abends hatten „Cockrock“ aus Hünfelden, die Rock- und Metal-Klassiker der letzten Jahrzehnte zum Besten gegeben haben.