Junge Menschen üben Politik

Es herrschte mal wieder Ausnahmezustand rund um die Freiherr-vom-Stein Schule mit Sitz in Dauborn. Schuld war aber kein Unfall, wie tags zuvor auf der A3, sondern die Projektwoche mit dem Titel: „Team Europa – Zusammen sind wir stark“! Nicht nur viele Mütter und Väter, sondern auch Großeltern wollten sich die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler nicht entgehen lassen. Und eine Sache vorneweg. Was diese Schule in dieser Woche und auch davor auf die Beine gestellt hat, sucht mit Sicherheit seinesgleichen. Annähernd 50 Projekte standen auf dem Programm, wobei die Auflistung mit kurzer Erklärung allein 14 Seiten betrug.

Das würde bei Weitem den redaktionellen Rahmen sprengen, doch ein paar Beispiele wollen wir nicht außen vorlassen. Für die Klassen 1 und 2 standen unter anderem Projekte wie „Die Besseresser“ oder „Erste Hilfe- kinderleicht“ auf dem Programm. Bei den Klassen 3 und 4 befasste man sich auch mit den Themen „Naturdetektive (Spurensuche auf dem Mensfelder Kopf und im Steinbruch) sowie einer „Rätseljagd durch Europa“. „“Sternenhimmel“ (ein mobiles Planetarium war sogar dort) und „Bücherwelten“ waren unter anderem Themen der Klassen 5-7, und in den Klassen 8 bis 10 machte man sich zur „Spurensuche“ sogar auf Reisen und behandelte die Erfahrungen dann in der Projektwoche. Die Besuche in Amsterdam (Anne-Frank-Haus), Straßburg (die Wahlen zum EU-Parlament stehen ja bevor) und ein Besuch der Knochenmühle von Verdun hinterließen bei den Beteiligten wichtige und interessante Eindrücke. Ganz speziell haben wir von dieser Zeitung ein weiteres, sehr spannendes Projekt mit dem Namen „Pimp your town!“ beobachtet. „Pimp your town“ ist ein Jugendparlament, in dem Jugendliche mit Politikerinnen und Politikern zusammenarbeiten und Ideen zur Veränderung ihrer Gemeinde erarbeiten. Zur fiktiven Sitzung der Gemeindevertretung Hünfelden wurde in die Mehrzweckhalle in Dauborn eingeladen und Jürgen Lang  auch in der Realität der Vorsitzende der Gemeindevertretung – führte souverän durch die Sitzung. Die Anträge der einzelnen Fraktionen hatten es dann auch in sich: Wie die Jugendlichen mit den einzelnen Themen umgegangen sind, machte den neutralen Beobachter mehrfach sprachlos, denn es waren nicht die durchgefallenen „Pisa Jugendlichen“ oder „Kein Bock auf Politik-Jugendlichen“, die sich diesem Projekt mit viel Leidenschaft und Engagement gewidmet hatten, sondern sie verkörperten mündige Bürger ihrer Gemeinde.

Es gab in der Sitzung zwölf Anträge der Fraktion wie zum Beispiel der „JFD – Jugendliche für Demokratie“, „DfH-Demokratie für Hünfelden“ oder auch „Fraktion des Friedens für Hünfelden“. Auch die Inhalte der Anträge waren mit Themen aus den Augen der Jugendlichen clever und mit viel Überlegung ausgesucht. Einige Beispiele: „Solarplatten für erneuerbare Energie“, „Errichtung eines Skaterparks“, „Ferienangebote für Kinder und Jugendliche“, aber auch an die älteren Mitbürger wurde bei den Anträgen gedacht: „Bessere Busverbindungen zwischen Dauborn, Bad Camberg und Niederbrechen“ oder generell „mehr Bushaltestellen“ in den einzelnen Ortschaften, die durch Jedermann fußläufig erreicht werden können. Es wurde sachlich diskutiert, Verbesserungsvorschläge erarbeitet und am Ende wurde über Jeden einzelnen Antrag abgestimmt. So kam es zu Befürwortungen, aber auch Ablehnungen einzelner Anträge.

Auch die Hünfeldener Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer (parteilos) nahm an diesem Planspiel teil und brachte sich immer wieder mit Rat und Tat bei den einzelnen Themen ein. Sie versprach auch, die Anträge mit in die nächste, reale Gemeindevertretersitzung zu nehmen. Das Planspiel „Pimp your town“ fand im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ statt und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Initiatoren für die Projektwoche waren die Schule und die Gemeinde, verantwortlich für die Durchführung war Maximilian Wendisch mit einem mehrköpfigen Team vom Verein „Politik zum Anfassen“. Ansprechpartner bei solchen Vorhaben für den Kreis und Unterstützer dieser Veranstaltung ist der Verein Videto – Vielfalt –Demokratie-Toleranz mit dem Ansprechpartner Martin Kaiser. Die verantwortlichen Lehrer bei diesem Projekt waren Sebastian Dörr sowie Nicola Linnemann. Am Ende gab es nur Lob und Dank für alle Beteiligten. „Wir an der Schule und Ihr als Beteiligte können sehr stolz darauf sein, was in den letzten drei Tagen bei diesem Planspiel geleistet wurde. Dank auch an die Durchführenden, die Unterstützer und die Gemeinde Hünfelden mit den jeweiligen Mandatsträgern, die sich nicht nur zur Unterstützung bereit erklärt, sondern auch zahlreich an der Sitzung teilgenommen haben“ , so eine sichtlich freudige Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule, Judith Lehnert, während ihrer Schlussworte.