Werte bewusst erleben

Wie geht man mit Fremden um? Diese Frage diskutierten Schüler der Mittelpunktschule Selters im Rahmen einer Projektwoche.

Selters-Niederselters. Es ist eine Situation, wie sich regelmäßig in Schulen in ganz Deutschland abspielt: Ein neuer Schüler kommt in eine Klasse. Ein Schüler, der vielleicht etwas anders ist — eine andere Hautfarbe hat, einen anderen soziale Hintergrund oder sich einfach nur anders verhält. Schnell wird der oder die Neue dann Opfer von Hänseleien und wird aus der Gemeinschaft ausgegrenzt. Es ist eine Szene, die sich in der vergangenen Woche in der Mittelpunktschule Selters gleich dreimal in verschiedenen Klassen abspielte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Die Organisation „Creative Change” war in drei Klassen zu Gast und zeigte den Jugendlichen, wie soziales Miteinander funktioniert nicht funktioniert. Mit der Projektwoche wollten die Verantwortlichen der Mittelpunktschule ein ganz klares Zeichen setzen: Hier gehört Mobbing und Intoleranz nicht hin. 

„In der Projektwoche haben die Schauspieler des Teams den Schülern an solchen Beispielen immer erst die negative Variante gezeigt”, erläutert Schulsozialmitarbeiterin Birgit Brandt das Projekt. „Danach waren die Kinder dann selbst gefragt.” Ernst analysierten sie gemeinsam mit erfahrenen Erziehungspädagogen das Problem und schlüpften dann selbst in die Rollen der Akteure. Selbst erfahrene anstatt mit erhobenem Zeigefinder Begriffe wie Demokratie und Miteinander gelehrt bekommen — das war die Devise des Teams „Creative Change” aus Offenbach. Dazu nutzten die Workshop-Leiter auch knifflige Aufgaben, die die Schüler die Schwierigkeiten einer gemeinsam ausdiskutierten Lösung erst einmal am eigenen Leib spüren ließ. „Das Spiel ‘Welche drei Dinge würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen?’ haben wir hier zur Gruppenaufgabe werden lassen”, so Birgit Brandt weiter.

Echter Wandel

Schon während der Projektwoche haben die Schüler dabei einen echten Wandel durchgemacht, lobt sie ihre Schützlinge. „Es gab natürlich einige Klassen, die ich gerne bei dem Projekt dabei haben wollte. Ich war mir sicher, dass es ihre Gemeinschaft gut tun würde”, verrät sie. Tatsächlich seien diese Problemfälle ihre persönliche Überraschung geworden: „Im Rahmen des Workshops bei ’Creative Change’ hat sich das Verhalten der Schüler ungemein gebessert. Sie haben einander viel mehr zugehört.” Am Ender der Woche galt es schließlich, das Resümee der fünf Tage in möglichst kreativer Form zusammenzufassen: Die Plakate der Siebt- und Achtklässler sind dabei nicht nur optisch echte Kunstwerke. Mit Sprüchen wie „’Ich alleine kann nichts bewegen’, dachten dreihundert Leute und alles blieb, wie es war” nahmen die jungen Schülerinnen und Schüler sensible Themen und Probleme mit einem Augenzwinkern aufs Korn und bewiesen eindrucksvoll: Sie haben verstanden, worum es wirklich geht, wenn mit großen Begriffen wie Vielfalt, Demokratie und Toleranz um sich geworfen wird. 

ViDeTo-Förderung

Ermöglicht wurde die Projektwoche durch die finanzielle Unterstützung der Förderung ViDETo, einem Ableger des Bundesprogramms Demokratie leben. Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Förderverein der Mittelpunktschule Goldener Grund. „Die Vorsitzenden sind selbst Eltern unserer Schüler und wissen, wie gut solche Denkanstöße der Schulgemeinschaft tun”, so Birgit Brandt.

Die Mitarbeit mit „Creative Change” soll jedoch hiermit nicht beendet sein: „Viele Lehrer anderer Klassen haben während des Projektes mal in die Gruppen hineingeschnuppert und waren vom Resultat und der Arbeitsweise sehr begeistert”, verriet Birgit Brandt. „Daher wollen wir im Frühjahr gerne wieder mit ’Creative Change’ arbeiten.”